Die Auswirkungen des Brexits mit Dr. Robert Harrison

Zu einem zweiten Brexit-Themenabend mit dem Briten Dr. Robert Harrison, der Vorsitzender der Auslandsgruppe der britischen Liberal-Demokraten und auch Kandidat für das Europaparlament ist, hatte der FDP- Kreisverband am Donnerstag, in das Hotel Bussi Baby in Bad Wiessee eingeladen.

Harrison erläuterte wie eng die Deutsche und insbesondere die bayrische Wirtschaft mit der britischen verwoben ist. So ist Großbritannien der viertgrößte Handelspartner Bayerns und importiert für mehr als 13 Milliarden Euro im Jahr Waren aus dem Freistaat. Das Handelsvolumen könnte, besonders bei einem Brexit ohne vertragliche Einigung mit der EU, stark einbrechen. Keiner weiß wirklich genau was dann passiert, vor allem die britische Politik tut sich schwer die Folgen genau abzuschätzen, so Harrison. Leider scheine das britische Parlament außer Stande zu sein, sich zu einem sowohl für die EU als auch für GB akzeptablen Vertrag durchringen zu können. Theresa May wolle, getrieben von den Hardlinern im Parlament, gerne alle Vorteile der EU behalten und gleichzeitig alle Nachteile und Verpflichtungen abwälzen.

Harrison, der selbst seit kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, ging aber auch konkret auf die Probleme ein, die auf Briten in Deutschland und auf Deutsche in Großbritannien, auch im Landkreis, zukommen werden.
So wird ab 30.03 bei einem „harten Brexit“ z.B. die Gesundheitskarte aller britischen Staatsbürger in der EU ungültig. Kranken- und Pflegeversicherungen werden zum großen Problem für die hier lebenden Briten. Arbeits- und Werkverträge können ungültig werden, da die innereuropäische Freizügigkeit erlischt. Für Patienten könnten auch Engpässe bei der Versorgung mit bestimmten Medikamenten entstehen, da diese ihre Zulassung verlieren. Die Roaming-Gebühren für SMS und Handygespräche zwischen der EU und Großbritannien werden drastisch steigen und viele Produkte werden durch zusätzliche Zollgebühren wesentlich teurer werden.
Er hoffe dass sich die Britische Politik doch noch irgendwie zu einem „Deal“ mit der EU durchringen wird, oder am besten zu einem erneuten Referendum. So Harrison in seinem Fazit.

In der anschließenden Fragerunde wurde aber nicht nur die britische Politik kritisiert. Auch der EU wurde angelastet, dass sie nicht schon vor dem Brexit auf Sorgen und Kritik der Bürger in Großbritannien und anderen EU-Ländern reagiert habe, um die Austrittsgründe der Brexit-Befürworter zu entkräften.
Auch die mögliche Einflussnahme außereuropäischer Staaten beim Referendum und die gezielte Desinformation der britischen Bürger durch Fake-News, konnte Dr. Harrison, auf Nachfrage, nicht ausschließen.

Die Kreisvorsitzende Ursula Lex, äußerte ihre Sorge um die Firmen Landkreis, die Handelsbeziehungen mit Großbritannien haben, oder britische Produkte für ihre Produktion benötigen. „Ich denke dass sich die Betriebe sehr flexibel auf die Brexit-Szenarien vorbereiten, aber ich bin sehr in Sorge ob sich die bayrische Regierung und die Behörden über die bevorstehenden Herausforderungen im Klaren sind und ob sie die nötigen Schritte unternommen haben um z.B. Zulassungen und Zollformalitäten zügig zu regeln das auch Ebay Kunden betrifft..“ So Lex. Alle anwesenden Gäste hoffen noch auf eine neues Referendum.